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Solarzellen

Solarzellen sind elektrische Bauelemente, die Sonnenlicht direkt in elektrische Energie umwandeln. Grundlage ist der photovoltaische Effekt an einem Übergang vom positiv zum negativ dotierten Bereich eines halbleitenden Materials. Das Wort Photovoltaik (PV) steht für den Einsatz von Solarzellen zur Elektroenergiegewinnung.

Undotiertes Halbleitermaterial wie Silizium hat keine freien Ladungsträger. Durch den Einbau einer sehr geringen Konzentration (Dotierung) von fünfwertigen Atomen (wie Arsen) in vierwertiges Siliziummaterial kommt es zu einer geringen Konzentration von Elektronen im Leitfähigkeitsband. Beim Einbau von dreiwertigen Atomen (wie Aluminium) ergeben sich Elektronenfehlstellen (Löcher) im Valenzband. Ersteres Material ist negativ leitend (n-Typ), letzteres positiv leitend (p-Typ). Die beweglichen Ladungen werden im dotierten Material durch ortsfeste positive bzw. negative Ladungen kompensiert.

Durch Aneinanderreihung von metallischem Kontakt, n‑Typ‑Halbleiter, p-Typ-Halbleiter, metallischem Kontakt entsteht eine Halbleiterdiode. In der Grenzschicht (p-n-junction) zwischen n- und p‑leitendem Material löschen sich die beweglichen Ladungsträger (in der Abbildung in Kreisen gezeichnet) gegenseitig aus, während die ortsfesten Ladungen (negative im p-leitenden und positive im n-leitenden Material) erhalten bleiben. Sie erzeugen in der an Ladungsträgern verarmten Grenzschicht einen Potenzialwall, der das Nachfließen weiterer beweglicher Ladungsträger verhindert und die Dicke der Grenzschicht auf weniger als 1 µm begrenzt.

Eine Solarzelle ist so dünn, dass das Sonnenlicht bis zur Grenzschicht durchdringt. Dort wird durch den inneren Photoeffekt die Lichtenergie in ein bewegliches Elektron und eine bewegliches Loch umgewandelt. Einigen der Elektronen gelingt es, aus der Grenzschicht in den n-leitenden Bereich vorzudringen und einige Löcher schaffen es, in den p-leitenden Bereich zu kommen. Leider rekombiniert die Mehrheit der Ladungsträgerpaare in der Grenzschicht und begrenzt dadurch den Wirkungsgrad von Solarzellen auf weniger als 25 %. Sind die Ladungsträger jedoch aus der Grenzschicht herausgekommen, verhindert der Potenzialwall eine Rückkehr. Falls die Beläge der n- und der p-leitenden Schicht durch einen Draht verbunden sind, vereinen sich diese Ladungsträger nur "hintenherum" über den Stromverbraucher, da der Widerstand der Schicht, des Drahtes und selbst eines Verbrauchers kleiner ist als der der Grenzschicht. Die von einer einzelnen Solarzelle erzeugte Spannung liegt bei etwa einem Volt. Eine Reihenschaltung der Zellen ergibt eine höhere Systemspannung, die aus Sicherheitsgründen derzeit auf 1 kV begrenzt ist. Für die Umformung in Wechselstrom und die Erzeugung größere Spannungen werden Wechselrichter verwendet.

Der Energiepark Waldpolenz ist die damals größte PV-Anlage, die zwischen 2007 und 2011 auf einer Fläche von 220 ha eines ehemaligen Flugfeldes bei Leipzig errichtet wurde, aus 700.000 Modulen besteht, eine elektrische Leistung von 52 MW hat und jährlich 52 GWh Stromertrag liefert. Die PV-Anlage wurde aus CdTe-Dünnschicht-Modulen errichtet. Das sind II-VI-Halbleiter, die neben III-V-Halbleitern (GaAs) und vor allem vierwertigen Halbleitern wie Si oder Ge verwendet werden. Die römischen Zahlen II, III, V und VI bezeichnen die Wertigkeit von je einer Komponente des Materials. In der Cd-Te-Kombination lassen sich die Module großtechnisch günstig herstellen. Höhere Wirkungsgrade werden bei GaAs-Zellen erreicht. Si-Materialien unterteilt man bei dickeren Schichten in monokristallin (höherer Wirkungsgrad) und polykristallin (besseres Preis-Leistungs-Verhältnis).

Das Bild rechts stellt einen polykrystallinen Waver mit etwa 10 cm Kantenlänge dar. Als "Dickschicht" bezeichnete Si-Waver sind etwa 250 µm dick. Dünnschicht-Zellen aus kristallinen oder polykristallinen Material haben eine Dicke in der Größenordnung von 10 µm. Auf Kupfer, Indium, Gallium und Diselenid basiert die CIGS-Solarzelle, die aus einer polykristallinen 1-2 µm dicken Schicht besteht. Im Dezember 2022 wurde in Laborversuchen mit einem Tieftemperatur-Produktionsprozesses ein Wirkungsgrad von 19,8 % für die Vorderseite und 10,9 % für die Rückseite erreicht, was insgesamt 30,7 % entspricht. Technisch gefertigte Module liegen unter 20 %, siehe auch die und haben wegen der hohen Kosten für Indium einen geringen Marktanteil, siehe auch die englische Version von Wikipedia.

Als noch billigere und einfacher herstellbare Solarzellen werden solche aus organischen Halbleitern angesehen. Bisher sind mit Polymeren jedoch nur geringe Wirkungsgrade und Haltbarkeiten erreicht worden. Für Polymere und Silizium sind keine Materialengpässe zu erwarten. Schwieriger wird es in Zukunft mit der Verfügbarkeit von Indium, Gallium, Tellur und Selen. Aktuelle Entwicklungen auf dem Gebiet der Solarzellen können auf den englischen und deutschen Seiten von Wikipedia verfolgt werden.

Stärker noch als die Leistungsfähigkeit der Solarzellen haben sich die installierten Leistungen neuer Photovoltaik-Freiflächenanlagen entwickelt. Als 2012 der Solarpark in Neuhardenberg in Betrieb ging, war die Anlage noch mit 155 MW Leistung in Europa führend. Seit 2020 gibt es in China, Indien und den Emiraten Anlagen mit mehrt als 2 GW Leistung, siehe Liste der weltgrößten Solarparks. China hat schon 2015 Deutschland in der jährlichen Neuinstallation sogar pro Kopf der Bevölkerung überholt. Ende 2022 waren in PV-Anlagen weltweit etwa 625 GW Nennleistung installiert, 66 GW davon in Deutschland, siehe Wikipedia Die Anlagen deckten in Deutschland etwa 8 % und in der Welt etwas weniger als 2 % des Strombedarfs.

Mehrere Kriterien werden angewendet, um die Einsatzmöglichkeiten von PV-Anlagen zu beurteilen. Die Einschätzung der wirtschaftlichen Amortisierung wird dadurch erschwert, dass keine genauen Voraussagen über staatliche Subventionen der PV-Stromerzeugung und die Entwicklung der Strompreise möglich sind. Ein genauer messbarer Parameter ist die energetische Amortisationszeit. Das ist die Zahl von Jahren, in der die PV-Anlage die Energie in Kilowattstunden erzeugt, die für die Herstellung der Anlage aufgewandt wurde. Dünnschichtmodul-Alagen können sich schon nach etwa 2-3 Jahren amortisieren. Anlagen mit polykristallinen Zellen benötigen 3-5 Jahre und solche mit monokristallinen Zellen 4-6 Jahre. Dazu muss die Sonne reichlich scheinen. In Berlin ist mit den doppelten Zeiten zu rechnen. Erst wenn die berechneten Zeiten die veranschlagte Lebensdauer von etwa 20 Jahren überschreiten, wird die Bilanz negativ.

Viele Neuheiten und Details der Photovoltaik findet man auf dem Solarserver.